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Gattung: Apfel I Apfelbaum
Art: Kulturapfel
Lateinischer Name: Malus domestica I Pirus malus
Synonyme: Docyniopsis I Eriolobus

Pflanzenfamilie: Rosengewächse (Rosaceae)

Unterfamilie: Spiraeoideae

Untertribus: Kernobstgewächse (Pyrinae)
Anzahl bekannter Arten: bis zu 55

Habitus: sommergrüner Strauch oder Baum I unbewehrt I Laubblätter wechselständig angeordnet und gestielt I Blätter oval bis elliptisch, fein gesägt, manchmal gelappt I häufig duftende, fünfblättrige, radiärsymmetrische, becherförmige und zwittrige Blüten in Weiss, Rosa oder Rot I rundliche Früchte mit festem, knackigem, saftig-süss-saurem Fruchtfleisch, bei gewissen Sorten roh ungeniessbar I in fünf Fächern geteiltes Kerngehäuse mit jeweils zwei kleinen braunen bis schwarzen Samen, die eine geringe Menge an giftigen Cyaniden (Blausäuren) enthalten und nicht in grossen Mengen zerkaut werden sollten

Alter: bis zu 120 Jahre

Hauptblütezeit: April bis Mai

Erntezeit: Juli bis Oktober

Standort: wächst in fast jedem nicht allzu schlechten Boden, am besten jedoch in tiefgründiger, nährstoffreicher, mit Humus versorgter Erde I liebt sonnige bzw. helle bis halbschattige Orte, wobei er schon mit einem halben Tag Sonne zufrieden ist

Besonderheit: Flachwurzler I Fremdbefruchter I zur Befruchtung seiner Früchte eignet sich am besten ein zweiter Apfelbaum einer anderen Sorte (auch in der näheren Umgebung) oder ein Artverwandter, der zur selben Zeit blüht

Äpfel

Mit seinen zarten weiss-rosa Blüten gehört der Apfelbaum zur Familie der Rosengewächse und umfasst ungefähr 55 verschiedene Arten. Er kann bis zu 120 Jahre alt werden. Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob das Wort Apfel vom Indogermanischen herrührt oder ob es sich aus der kasachischen oder gar der burushaskischen Sprache entlehnt. Ursprünglich in Zentral- und Westasien beheimatet, wuchsen vor allem rund um das heutige Kasachstan bereits 10'000 vor Christus so viele Apfelbäume, dass man sie zur Namensgeberin der Hauptstadt auserkor: Almaty, früher liebevoll Alma-Ata genannt, bedeutet übersetzt «Grossvater des Apfels».

 

Zwar ist die ursprüngliche Wortherkunft Apfel in der Forschung nicht geklärt, doch eines ist belegt: Aus der indogermanischen Genitivform «heblós» entwickelte sich das urgermanische «aplaz». Durch die spätere Vermischung mit der westgermanischen Gemination entstand daraus das Althochdeutsche «apful» bzw. «afful» (Mehrzahl «epfili»), das Englische «apple» sowie das niederländische «appel», welches auch in gewissen niederdeutschen Dialekten noch heute bekannt ist.  

Der Apfelbaum drang in der Antike in den Raum des Schwarzen Meeres vor, wo er sich mit den Feldzügen der Römer um etwa 100 vor Christus über den Osten nach Italien und weiter über Mittel- und Nordeuropa ausbreitete. Vor allem die Römer und Griechen hatten den Apfelbaum für sich entdeckt und kultivierten ihn bald mit Hingabe. Der süsse Apfel, wie wir ihn heute kennen, entstand. Bis dahin war die frühere Wildform wegen ihres holzigen und überaus sauren, pelzigen Geschmacks nicht sehr geniessbar. Der neue deliziöse Kulturapfel hingegen erfreute sich in Kürze grosser Beliebtheit, galt sogar als Aphrodisiakum und war ausgesprochen teuer. In der gesellschaftlichen Vorstellung war der Apfel ein starkes und gleichzeitig ambivalentes Symbol für Verführung und Weiblichkeit und ging in heidnische Mythen, in die biblische Geschichte, in volkstümliche Märchen und unzähligen Sagen ein. So wird er zum Beispiel in der griechischen Mythologie der Liebe und Fruchtbarkeit gewidmet.

 

Im lateinsprachigen Katholizismus nannte man den Apfel hingegen «Malus» und bezeichnete ihn damit als die Frucht des «Bösen», des «Üblen» und des «Schlechten». Der biblischen Geschichte nach soll der Teufel als Schlange verwandelt im Garten Eden Eva dazu verführt haben, von dieser verbotenen Frucht «der Erkenntnis» zu kosten. Daraufhin soll sie Adam überredet haben, ebenfalls davon zu essen (Adam soll ein Bissen der verbotenen Frucht im Hals stecken geblieben sein, daher rührt der Ausdruck Adamsapfel her). Infolgedessen vertrieb Gott das erste Menschenpaar und Stammeltern aller Menschen aus dem Paradies. Der Apfel symbolisiert im römisch-katholischen Glauben folglich den verhängnisvollen Sündenfall durch die weibliche sexuelle Verführung sowie die Vertreibung der Menschheit aus dem Garten der Wonne, dem Ort des Himmlischen und der Seligen.

Bei den Kelten und Germanen erlangte der Apfel rasch mystischen Status und fand Einzug in ihre Rituale – ob als keltisches Symbol für Tod und Wiedergeburt oder germanisches für Unsterblichkeit. Obschon im ersten Jahrhundert nach Christus auch im gesamten Rheintal bereits Äpfel kultiviert wurden, blieb die saftige Frucht bis in die Neuzeit des fünfzehnten Jahrhunderts hinein ein Luxusgut und war nur für Reiche erschwinglich. Der Apfel stand deshalb nicht umsonst für Reich- und Herrschertum, ja für die Welt und Weltkugel schlechthin, und wurde bei Krönungszeremonien vom Herrscher als Zeichen der Macht in der linken Hand gehalten.

In Japan zählt der Apfel seit Längerem zum Luxusobst und kostet 15 Dollar aufwärts – pro Stück. Obst ist im Land der aufgehenden Sonne zur Delikatesse emporgestiegen, denn Früchte sind im Fisch- und Gemüseland schon immer eine rare Besonderheit gewesen. Die Preise für Äpfel werden daher auch massgeblich von der Sorte sowie ihrem makellosen Äusseren bestimmt. Je perfekter und seltener, desto teurer. Bereits gering beschädigte Exemplare kommen nur noch für die Saft- oder Marmeladenproduktion in Frage.
 

In der westlichen Welt kommt der Apfel reichlich vor, wird täglich gerne gegessen und hat roh oder gekocht seinen festen Platz in unserer Ernährung. Er ist die unangefochtene Lieblingsfrucht der Schweizer, und nicht nur das: Auch symbolisch kommt ihr mit Wilhem Tells sagenhaftem Apfelschuss grosse Bedeutung zu. Andernorts erlangte der Apfel ebenfalls Berühmtheit: 1866 stellte eine walisische Zeitung die Behauptung auf, «an apple a day keeps the doctor away» (ein Apfel am Tag hält dir den Arzt vom Leib), als Hinweis darauf, wie gesund und wertvoll der Apfel ist. Die Aussage wird seither gerne als wohlgesinntes Sprichwort angewendet, wenn es darum geht, gesund und fit zu bleiben. Ebenso sagt man gerne «Glücklich ist, wer einen Apfelbaum im Garten hat», wenn jemand einen eigenen Apfelbaum besitzt, ihn wertschätzt und die Ernte mit anderen teilt. 

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