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Tomaten

Die Frage, ob die Tomate ein Obst oder ein Gemüse ist, hat schon viele Gemüter erhitzt und im Verlauf der letzten Jahrhunderte, vor allem zwischen dem 17. und 21., wechselte ihre Klassifizierung mehrfach. Tatsächlich ist es nicht leicht, die Tomate eindeutig dem Obst oder Gemüse zuzuordnen. Botanisch wird sie heute klar als Obst bzw. Beere klassifiziert, wobei sie eigentlich «etwas in der Mitte» ist.

Denn als Obst werden essbare Früchte bezeichnet, die mindestens einen Samen enthalten, aus bestäubten Blüten entstehen und in der Regel aus mehrjährigen Obstpflanzen hervorgehen. Beim Gemüse hingegen werden häufig andere Pflanzenteile als die Früchte gegessen, hauptsächlich die Blätter oder Stängel. Ausserdem sind Gemüsepflanzen meist einjährig und weisen deutlich weniger Zucker auf als klassische Früchte wie beispielsweise Äpfel, Beeren oder Pflaumen.

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Ursprünglich stammt die Tomate aus Mittel- und Südamerika. Sehr wahrscheinlich liegt ihr Ursprung in Mexiko oder Peru, wo sie aufgrund der klimatischen Gegebenheiten mehrjährig kultiviert wird. In unseren Breitengraden ist die wärme- und lichtliebende Pflanze jedoch einjährig. Da sie Samen enthält und die Frucht aus der Blüte entsteht, trägt sie die Merkmale beider Gruppen in sich und gilt daher wie Zucchini, Kürbisse, Auberginen, Paprika oder Gurken zum Fruchtgemüse.

 

In Lateinamerika ebenso heimisch sind aufrechte sowie kriechende Wildtomaten, die in unterschiedlichen Höhenlagen und Habitaten wachsen: von der Meeresküste bis auf über 3’300 Metern – angepasst an verschiedenartige Böden und Mikroklimata. Diese ursprünglichen Tomaten unterscheiden sich stark von den uns bekannten Kulturtomaten. Sie sind rot oder gelb, oft wüchsiger und bedeutend kleiner, in der Regel kirschgross. Übrigens: Funde von wilden Tomatensamen aus dem unteren Ica-Tal in Peru belegen, dass die Tomate dort bereits in der Zeit zwischen 1000 vor und 600 nach Christus verzehrt wurde.

 

Die Tomate wird in Österreich sowie im Südtirol «Paradeiser» bzw. «Paradeis» oder «Paradieser» genannt. Lange wurde sie als Liebesapfel, Paradiesapfel oder Goldapfel bezeichnet. Sie ist eine Pflanzenart aus der Familie der Nachtschattengewächse und damit eng mit der Kartoffel, Paprika und Aubergine verwandt, weiter auch mit der Tollkirsche, Alraune, Engelstrompete, Petunie, dem Bilsenkraut und gar dem Tabak. Der Name «Tomate» erhielt sie allerdings erst im 19. Jahrhundert und leitet sich vom aztekischen Begriff der Nahuatl-Sprache «xÄ«tomatl», später «tumati» ab, was «schwellen» bzw. «Schwellfrucht» bedeutet.

 

Der spanische Entdecker Christoph Kolumbus brachte die Tomate einst aus Südamerika mit. Über Portugal, Spanien und Italien gelangte sie im 15. Jahrhundert nach Mittel- und Nordeuropa. In Deutschland wurde sie erstmals 1553 erwähnt und zählt somit zu den «neuen» Fruchtgemüsen. Damals wies sie verschiedene Namen auf, mitunter «Peruanischer Apfel». Im Christentum mutmasste man, dass es sich bei der prallen, roten Tomate um die Frucht der Erkenntnis handeln müsse, die zur Verbannung von Adam und Eva aus dem Paradies geführt hat. Die Christen glaubten ferner, dass die Frucht Liebeswahn hervorrufe, weshalb sie von jungen Mädchen nicht gegessen werden durfte.

 

Nachdem Kolumbus die Tomate nach Europa gebracht hatte, dauerte es allerdings noch beinahe 200 Jahre, ehe sie als Lebensmittel anerkannt wurde. Bis dahin wurde die Pflanze ob ihrer stark riechenden Frucht und intensiv roten Farbe als giftig eingestuft, weshalb man sie einzig ihrer Schönheit wegen als Zierpflanze anbaute.

Als die Italiener die Tomate im 17. Jahrhundert erstmals in ihrer Küche verwerteten, mitunter auch frisch, gelangte sie bald darauf in die USA, wo der amerikanische Präsident Thomas Jefferson 1782 anfing, auf seinem Anwesen in Virginia verschiedene Tomatensorten anzupflanzen. Die Engländer wiederum begannen im 19. Jahrhundert mit dem Erwerbsanbau der Tomate und in Deutschland kultivierte man sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Offiziell wurde sie in Deutschland erstmals 1914 gelistet.

Wegen ihrer Robustheit und durch die jahrhundertlange Anpassung an ihre jeweilige Umgebung haben Tomaten standörtliche Eigenschaften entwickelt. Sie differenzieren sich in verschiedensten Formen, Farben, Geschmäckern, Pflanzen- und Fruchtgrössen sowie vielem mehr.

 

1876 erfand der in den USA eingewanderte Deutsche John Heinz das legendäre Tomaten-Ketchup, wobei die beliebte Sosse ihren Ursprung sehr wahrscheinlich in China hat. Die Chinesen stellten schon früh eine gewürzte Flüssigkeit aus fermentiertem Fisch her, eine Fischtunke, die sich im chinesischen Amoy-Dialekt «kê-tsiap» nennt. Und auch die Indonesier kannten bereits lange vor den Amerikanern Gewürztunken namens «kecap». Daher liegt die Vermutung nahe, dass es sich beim Ketchup um eine Anglisierung des Begriffes handelt. Doch bei den asiatischen Varianten haben diese Sossen nichts mit Tomaten zu tun, sondern werden aus diversen Zutaten wie eben Fisch, Muscheln, Austern, Kidneybohnen oder Pilzen hergestellt.

 

Tomaten sind im unreifen Zustand giftig, da sie Solanin enthalten, ein Glykoalkaloid, welches für Menschen ab einer Dosis von 25 Milligramm vergiftend wirkt und ab 400 Milligramm gar tödlich ist. Je reifer die Tomaten, desto weniger Solanin steckt in ihnen. Der Gehalt an Solanin kann durch die Verarbeitung beeinflusst werden: In gebratenen und süss-sauer eingekochten Tomaten ist noch bis zu 90 Prozent des Giftes enthalten, bei Konfitüren aus grünen Tomaten lediglich etwa 55 bis 65 Prozent.

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Gattung: Tomate I Nachtschatten
Lateinischer Name: Solanum lycopersicum 

Pflanzenfamilie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Anzahl bekannter Arten: zirka 2'700, es wird jedoch vermutet, dass es bis zu 10'000 gibt (innerhalb von 90 bis 100 Gattungen)

Habitus: krautige, ein- bis mehrjährige, stark riechende Pflanze I wächst aufrecht, niederliegend oder kriechend I grüne, fein behaarte und zur Spitze verlaufende, meist filzig behaarte Stängel I 1 bis 6 Zentimeter lange Internodien (Sprossachse zwischen zwei Knoten bzw. Nodi) I weist meist drei Laubblätter auf, die unterbrochen unpaarig gefiedert und beidseitig spärlich behaart sind I drei- oder vier-, selten fünfpaarig stehende Hauptblätter, eiförmig oder elliptisch geformt, an der Basis gezahnt oder gekerbt, selten ganzrandig, tiefgezähnt oder tiefgelappt I besitzt kleinere, seitliche Teilblätter I behaarte Blütenstände, die bis zu 10 Zentimeter lang werden können und aus 5 bis 15 Blüten bestehen I Blütenform konisch mit leuchtend gelber, fünfeckiger Krone, oftmals gebändert I trägt beerenartige Früchte, die bei wilden Arten einen Durchmesser von 1,5 bis 2,5 Zentimeter aufweisen, bei kultivierten Pflanzen bis zu 10 Zentimeter I zunächst behaarte Frucht, bei Reife jedoch kahl I Frucht wird meist aus zwei Fruchtblättern gebildet und verfügt daher über zwei Kammern mit zahlreichen Samenanlagen (gewisse Sorten können auch mehrere Kammern haben) I diverse Fruchtformen von kugelförmig bis oval, länglich oder birnenförmig I diverse Fruchtfarben von Grün, Gelb über Dunkelorange bis hin zu Rot und Violett, auch gemischte Farben und Muster, allem voran Streifen, sind möglich

Alter: ein-, zwei- bis mehrjährig

Hauptblütezeit: sortenabhängig

Erntezeit: sortenabhängig

Standort: sonnig, mindestens sechs bis sieben Stunden Sonnenschein pro Tag I zu viel Sonne kann zu Hitzeschäden bzw. Verbrennungen an der Pflanze führen I windgeschützter und überdachter Standort ideal; wegen Fäulnisgefahr einerseits vor Regen, andererseits auch vor Hagel und Sturm schützen I benötigt einen nährstoffreichen und durchlässigen Gartenboden I braucht viel Wasser, Staunässe verträgt sie jedoch nicht
Besonderheit: 
Tiefwurzler I verträgt keinen Frost, daher erst nach den Eisheiligen Mitte Mai pflanzen I robust, kann über einen längeren Zeitraum Temperaturen um die 10 bis 12 Grad Celsius aushalten I im unreifen Zustand giftig

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