Es gibt viele Gründe, weshalb ich seit über 15 Jahren mit der Gutenberg Druck AG in Lachen im schönen Kanton Schwyz arbeite. Einer davon ist, folgerichtig, die ausnahmslos hohe Qualität, der sie sich verschrieben hat. Doch steht diese für mich noch nicht einmal an erster Stelle. Nicht, weil mir eine 1A-Qualität nicht wichtig wäre. Ganz im Gegenteil. Als Marken- und Marketingexpertin bin ich da sogar eher pingelig. Zumal exzellente Qualität jedoch eben Standard ist bei Gutenberg, kann ich mich getrost zurücklehnen und anderer Motive besinnen. Natürlich, auch die ur-schweizerische Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit in jeglicher Hinsicht machen es mir sehr einfach, Gutenberg zu bevorzugen. Allerdings gehören auch diese löblichen Eigenschaften für mich nicht zu den wesentlichsten Beweggründen. Wenn es also weder die Qualität, noch die Leistung und – übrigens – auch nicht der Preis ist; was macht die Druckerei seit so vielen Jahren denn nun zu meiner ganz persönlichen Nummer eins?
Ich schwelge in Erinnerungen und bleibe gedanklich beim ersten Geschäftsessen mit Andreas «Andy» Grüter hängen, das Jahre zurückliegt und sich unvergesslich in meinem Kopf eingegraben hat. Mein damaliger Vorgesetzter stellte ihm interessierte Fragen zu seiner Unternehmensstrategie und -philosophie, denn Andy hatte kurz zuvor, im April 2009, das Geschäft übernommen. Nicht nur als Geschäftsführer des 160-jährigen Traditionsunternehmens, sondern auch als Inhaber. In seiner abgeklärten, unaufgeregten Art antwortete er, dass er nicht vorhabe, zu wachsen. Der Gutenberg gehe es gerade wegen ihrer überschaubaren Grösse von 20 Mitarbeitenden so gut. Wieso solle er daran etwas ändern und die gute Stimmung im Betrieb gefährden? Weshalb die hohe Mitarbeiterzufriedenheit aufs Spiel setzen, die sich direkt auf jene der Kunden auswirkt? Generell gebe er wenig auf ein zahlengetriebenes Management oder eine Geschäftspolitik, die darauf abzielt, immer noch mehr aus allem herauszuholen. Das sei nicht sein Ding. Er lege seinen Fokus lieber auf die Wünsche und Vorstellungen seiner Kunden mit ihren individuellen Aufträgen – seien diese noch so unkonventionell – sowie jene seiner Mitarbeitenden. Freilich hat er seine Kostenstruktur fest im Griff, indem er Aufträge nachkalkulieren und daraus Auswertungen erstellen lässt. So kann er jederzeit rasch und zielgenau reagieren.
Mich hat dieses klare Statement sehr beeindruckt. Als 25-jährige Angestellte und seinerzeit im Bankensektor tätig, kannte ich seit meiner beruflichen Geburt nichts Anderes als Umsatzmaximierung und gieriges Gewinnstreben – und war dadurch geprägt von andauernden Reorganisationen und Umstrukturierungen mit fragwürdigen Massenkündigungen. In meinem Inneren sehnte ich mich schon damals längst nach beruflicher Ruhe, einem Arbeitgeber wie die Gutenberg, und allem voran einem Geschäftsführer wie Andy Grüter. Sein Credo veranlasst mich noch heute immer wieder, an die Weisheitsgeschichte «Der Fischer und der Geschäftsmann» zu denken, in der Andy die Rolle des weisen Fischers einnimmt (siehe unten).
Manch ein HSG-Absolvent denkt jetzt vielleicht, dass ein Unternehmer, der von Zahlen nicht viel hält, über kurz oder lang seinem Untergang geweiht ist. Ein anderer wiederum mag sich fragen, wie dies in unserer kapitalistischen Welt überhaupt funktionieren soll. Zugegeben, auch ich habe mich das gefragt, doch ich spürte instinktiv, dass Andys Worte alles andere als bloss Hülsen waren. Und im Verlaufe der Zeit durfte ich mit grosser Freude miterleben, dass er mit seiner Überzeugung, ein bisschen gegen den Strom zu schwimmen, bis heute richtigliegt. Logisch, setzt er auch auf Innovation, allerdings ohne dabei auf jeden Trend aufzuspringen. Vielmehr überprüft er neueste Entwicklungen immer erst auf Umsetzbarkeit und Stimmigkeit in seinem Betrieb, wobei die Motivation seiner Mitarbeitenden niemals ausser Acht gelassen wird.
Ein aktuelles Beispiel liefert das Drucken mit der Low-Energy-UV-Drucktechnologie (LEUV), die in der Branche als der neueste Schrei gilt. Andy lehnt diese Technologie entschieden ab, denn die Farben sind giftige Photopolymere, die beim Schnelltrocknen toxische Gase entwickeln. Er sieht nicht ein, weshalb er seine Mitarbeitenden mit Gift arbeiten lassen und sie gesundheitsschädigenden Gasen aussetzen soll. «Es geht auch einfacher und vor allem gesünder», sagt er bestimmt. Sie seien 2013 schliesslich nicht zufällig vom Dorfzentrum in das moderne Gebäude Im Sagenriet 7 hinter den Lachner Bahnhof gezogen, welches sie nach Minergie-Standards 2013 neu gebaut haben. In erster Linie, um durch die Wärmetauscher ein gleichbleibendes und gesundes Arbeitsklima zu schaffen. «Ich will doch nicht, dass die kalt zirkulierende Abluft, die notwendig ist, um giftige Dämpfe zu neutralisieren, meine Mitarbeitenden krankmacht. Und dies nur, damit die Druckerzeugnisse noch schneller trocknen». Wozu? Die Trocknung braucht einfach seine Zeit, welche schlicht eingeplant werden muss. Ganz klassisch eben und getreu dem Motto, dass Empathie sowie ein wenig Entschleunigung niemals falsch sein können. «Geiz ist nicht wirklich geil. Für Kunden nicht und für Mitarbeitende am allerwenigsten», lautet Andys Fazit.
Es verwundert daher auch nicht, dass ein Grossteil der Gutenberg-Mitarbeitenden immer noch dieselben sind wie einst, als ich als Jungspund zum ersten Mal mit der Druckerei in Kontakt gekommen bin. Da ist der smarte Andy selbst, der seit 1997 zum Team gehört und die Firma seit über elf Jahren mit Geschick und Sorgfalt führt. Oder Bruno Giardina, der schon seine Lehre zum Drucktechnologen bei Gutenberg absolviert hat und heute stellvertretender Geschäftsleiter sowie ein klasse Kundenberater ist – seit Anbeginn mein persönlicher Ansprechpartner in allen Belangen und darüber hinaus ein guter Freund. Oder Doris Knobel, Empfangsdame und Administratorin, die seit 13 Jahren mit ihrem Charme und ihrer Herzlichkeit bezaubert. Nicht zuletzt selbstverständlich auch alle anderen Mitarbeitenden, die für all das stehen, was die Lachner Druckerei in ihrem Kern ausmacht.
Alle beherrschen sie nicht nur ihr Handwerk aus dem Effeff, sondern verleihen ihrem täglichen Tun darüber hinaus eine ganz persönliche Note. Alle sind sie mit Herzblut, Fingerspitzengefühl und Menschlichkeit dabei. Selbst wenn es hektisch zugeht: Jeder nimmt sich wahrlich Zeit für jeden einzelnen Kunden, sei er noch so klein wie Ivana’s Einmacherei, unerfahren oder anderweitig speziell. Man wird nicht nur willkommen geheissen, sondern spürt es auch tatsächlich. Partnerschaft und Kollegialität sind hier nicht bloss leere Parolen, sondern werden auf die sympathische, zentralschweizerische Art sorgsam angestrebt. Ja, die Gutenberg-Kultur hat es definitiv! Dieses einzigartige, besondere Etwas, das einen anzieht.
P. S. Die Gutenberg Druckerei hat nicht nur die Visiten- und Philosophiekarten von Ivana’s Einmacherei gedruckt, sondern auch die qualitativ besonders hochstehenden Gläseretiketten produziert. Sie sind deshalb extra erwähnenswert, weil sie jedes Wetter unbeschadet überstehen. Ideal für meinen Produktstand, der im Freien steht! Und das ist noch nicht alles: Sie sind ausserdem äusserst spülmaschinenbeständig. Sogar das Fondue-Programm halten sie locker aus! Ebenso das Entfernen, kein Problem. Eine Stunde im warmen Wasserbad und die Etiketten lassen sich ohne Weiteres von den Gläsern abziehen. Vielen Dank für alles, liebe Gutenberg! Ich bin stolz, mich eure Kundin nennen zu dürfen und freue mich jetzt schon auf viele weitere Druckerzeugnisse von euch!
Die Weisheitsgeschichte «Der Fischer und der Geschäftsmann»
Ein Fischer sass in seinem Fischerboot am Strand und genoss den Blick auf das Meer. Er war mit sich und der Welt sichtlich im Einklang. Da kam zufällig ein Geschäftsmann vorbei, der in dem Fischerdorf gerade Urlaub machte und die Idylle mit seinem Fotoapparat einfangen wollte. Als er den Fischer in seinem Boot sitzen sah, hielt er inne. Eine Zeit lang beobachtete er den Fischer, ehe er beschloss, ihn anzusprechen.
«Hallo, mein Herr! Geniessen Sie heute Ihren freien Tag?»
Nach einer Weile antwortete der Fischer:
«Hallo. Ich geniesse meinen Feierabend.»
Eigenartig, dachte der Geschäftsmann bei sich. Es war erst früher Nachmittag. «Ich will mich ja nicht in Ihre Angelegenheiten mischen», sagte er alsdann, «aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal hinaus aufs Meer und würden drei, vier, fünf, vielleicht sogar zehn Dutzend Makrelen fangen. Sie könnten viel mehr verdienen! Glauben Sie mir, damit kenne ich mich aus.»
Der Fischer nickte stumm.
«Sie würden», fuhr der Geschäftsmann unbeirrt fort, «nicht nur heute, sondern auch morgen, übermorgen, ja, an jedem günstigen Tag zwei, drei Mal, vielleicht vier Mal zum Fischen rausfahren. Wissen Sie, was geschehen würde?»
Der Fischer schüttelte den Kopf.
«Sie würden sich in spätestens einem Jahr einen besseren Motor kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot und in drei oder vier Jahren könnten Sie vielleicht einen kleinen Kutter besitzen. Mit zwei Booten oder dem Kutter würden Sie noch mehr fangen! Eines Tages würden Sie zwei Kutter haben. Sie könnten … », für einen Augenblick verschlug es dem Geschäftsmann ob seines eigenen grandiosen Geschäftssinns die Sprache, « … ja, dann könnten Sie ein grosses Kühlhaus bauen, vielleicht auch eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik. Sie könnten Ihre Produkte weltweit vertreiben. Mit all den Gewinnen könnten Sie sich einen Hubschrauber leisten. Damit könnten Sie die Fischschwärme im Meer ausmachen und Ihre Kutter per Funk dorthin lotsen. Irgendwann könnten Sie auch die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen und den Hummer direkt nach Paris exportieren!»
Der Geschäftsmann war begeistert von seinen Ideen und blickte den Fischer erwartungsvoll an. Dieser jedoch tat kein Wank und blickte weiterhin aufs Meer. Eine Zeit lang herrschte Stille zwischen den beiden Männern und der Geschäftsmann missverstand diese als intellektuelle Überforderung. So bot er dem Fischer an:
«Wenn Sie möchten, kann ich Sie beraten. Denn glauben Sie mir, wenn Sie mehr Fische einfingen, hätten Sie … »
Da stand der Fischer auf, klopfte dem Geschäftsmann auf die Schulter und fragte seelenruhig:
«Was hätte ich dann?» «Dann ... », entgegnete der Fremde überzeugt, «dann hätten Sie so viel Geld, dass Sie Ihr Leben bis ans Ende in der Sonne sitzend geniessen und auf das herrliche Meer blicken könnten, ohne sich Sorgen machen zu müssen.»
Der Fischer schmunzelte.
«Aber mein lieber Freund, das tue ich ja schon jetzt», sagte er zum verblüfften Geschäftsmann und zog von dannen.
Kommentare